Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Samstag

25

Februar 2017

Ein Surfbrett für die Wellen

von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Trauer, Selbstfürsorge, Weisheit, Vorbilder

Vor einer Weile veröffentlichte Justine Brooks Froelker dieses Video. Justine ist eine amerikanische Therapeutin mit einem starken Schwerpunkt auf Selbstfürsorge. Sie ist selbst ungewollt kinderlos. Das Video hat etwas in mir angesprochen (vielleicht, dass sie so klare, konkrete Tipps gibt?), und ich fragte sie daher, ob ich ihre Worte hier wiedergeben bzw. übersetzen dürfe. Et voilà, ich darf - danke, Justine! Hier kommt das für mich Wesentlichste ein wenig zusammengefasst:

Wir alle haben schon davon gehört, dass die Trauer ein wenig ist wie der Ozean. Manchmal trifft einen die Welle aus dem Nichts. Im Programm “Rising Strong”, basierend auf der Forschung von Brené Brown, einer amerikanischen Psychologin, wird erwähnt, dass es Tage gibt, an denen es einem ziemlich gut gelingt, mit der Welle mitzureiten. Und dann gibt es andere Tage, an denen die Welle über einem zusammenbricht und man die Fassung verliert. So ist das mit der Trauer.

Vor einer Weile hatte Justine eine Klientin, deren Trauer ganz anders ist als ihre eigene. Unter anderem sprachen sie über die Wellen der Trauer, mit denen diese Klientin sehr zu kämpfen hatte. Sie reagierte nämlich mit Wut auf diese Wellen. Und sie richtete diese Wut vor allem gegen die Menschen, die ihr eigentlich besonders lieb sind. Justine sagte dann zu ihr: Schau mal, wenn die Welle kommt, dann kannst du schon von deinem Surfbrett springen und damit auf die Welle einschlagen. Aber die Welle wird trotzdem gewinnen. Denn so ist das mit der Trauer. Trauer ist hart. Und auf gewisse Weise hält sie ein Leben lang an. Egal, ob wir nun mit dem Surfbrett auf die Welle einschlagen oder ob wir versuchen, uns abzulenken oder auf irgendwelche Weise zu betäuben, damit wir nicht so viel fühlen. Die Welle gewinnt, solange wir nicht auf ihr surfen.

Um auf der Welle reiten zu können, empfiehlt Justine, die Emotionen zu identifizieren, tief zu atmen und achtsam zu sein. Sich selbst die Erlaubnis zu geben, es nicht im Griff zu haben. Und dann neugierig zu werden und sich auf diese Emotionen einzulassen, um sich dadurch als “Autor” seines Lebens fühlen zu können.

Wenn wir vom Surfbrett springen, dann ehrt das unsere eigene Geschichte nicht. Es ehrt unsere Wunschbabys nicht. Und so reiten wir mit den Wellen mit. Wir schlagen nicht mit dem Surfbrett auf die Wellen ein, denn dann fühlen wir uns nur noch schlechter. Wir reiten die Wellen. Wir atmen durch die Wellen, wir reden durch die Wellen, wir suchen uns Hilfe (vielleicht auch professionelle), wir schreiben darüber, wir üben uns auf vielerlei Weise in Selbstfürsorge, denn so funktioniert Trauer.

Wir sollen neugierig sein auf unsere Emotionen, auch auf die negativen wie Frustration, Angst und andere.

Aber was ist mit den Zeiten, in denen wir uns den Wellen schlicht nicht gewachsen fühlen? Hier hilft nur Vertrauen. Und aufstehen, wenn uns wieder mal eine Welle umgehauen hat.

Ich fand das sehr hilfreich. Und ich wollte das für Euch festhalten, weil ich denke, dass das Verschriftlichen von Dingen, die emotional ablaufen, dem Ganzen manchmal auch seine Bedrohlichkeit nimmt.

Selbstfürsorge ist wichtig. Ich habe hierzu schon einige Beiträge geschrieben, falls Ihr etwas nachlesen wollt. Wenn Ihr Englisch könnt, dann findet Ihr bei Justine noch sehr viel mehr zu diesem Thema. Selbstfürsorge lohnt sich. Wenn ich darin nachlasse, rächt sich das meistens. Ich darf mir selber Sorge tragen, immer wieder, darf meinem Körper und meinem Herzen das geben, was sie brauchen. Dann kann ich mein Leben leben, auf den Wellen surfen, wenn sie kommen, und die Aussichten sind gut.

Übrigens ist dies hier bereits mein 101. Blogeintrag. Ist das nicht unglaublich? So viele Texte. Sie alle mussten aus mir heraus. Ich bin selbst erstaunt darüber, wie viele es schon sind. Das Bloggen hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Ich kann es nur empfehlen!

Herzlich, Eure Elaine

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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