Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Mittwoch

5

Oktober 2016

Geschirr für eine Rasselbande

von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Ungewollte Kinderlosigkeit

Als mein Mann und ich heirateten, befand sich auf unserer Wunschliste auch ein Geschirrset. Wir entschieden uns für schlichtes Alltagsgeschirr; eine Sonntagsgarnitur wollten wir gar nicht erst. Ich war in einem grossen Haushalt aufgewachsen, in dem es manchmal schwierig gewesen war, einen ganzen Tisch mit dem gleichen Geschirr zu decken. Zwölf Teller kamen immer mal wieder auf dem Tisch, sei es an Geburtstagen oder bei Besuchen von anderen Familien mit Kindern. Mein Mann und ich rechneten daher so: zwölf Stück von jedem wären ideal. Dann nahmen wir noch drei dazu für den Fall, dass mal etwas zu Bruch gehen sollte und man bis dahin das Geschirr nicht mehr nachkaufen könnte.

Die Jahre sind vergangen. Nach vergeblichen Versuchen, schwanger zu werden, finden wir uns damit ab, zu zweit durchs Leben zu gehen. Da sitzen wir nun mit einem sagenhaften Geschirrset von je fünfzehn Tellern, Desserttellern, Müslischälchen und Suppentellern, von denen natürlich noch kein einziges Stück kaputt gegangen ist. Ich fragte daher meinen Mann, ob wir dieses ganze Geschirr wirklich behalten wollen, jetzt, wo wir wissen, dass keine Kinder kommen werden?

Unser Tisch bietet Platz für sechs Personen. Mehr sind wir selten, selbst wenn Besuch kommt. Die Freunde oder Angehörigen mit mehreren Kindern kommen sowieso nicht mehr zu uns auf Besuch; das wäre den Kindern zu langweilig. Wir haben zwar eine Box mit Spielsachen und Kinderbüchern, aber es ist unmöglich, damit das nötige Altersspektrum abzudecken, so dass sich alle beschäftigen können. Also kommen unsere Freunde nicht mehr zu uns; wir gehen zu ihnen.

Mein Mann fand, wir sollten das Geschirr behalten. Es ist leichter, den Geschirrspüler zu füllen, wenn man genug Geschirr hat. Und es ist natürlich praktisch, wenn man mal eine Party schmeisst. Aber wie oft kommt das vor? Und ist es nicht bloss belastend, Geschirr im Schrank zu haben, das man zu zweit niemals alles benützt?

Wir haben Freunde und Bekannte, die die gleiche Geschirrsorte besitzen. Da man die Serie heute nicht mehr nachkaufen kann, wäre es vermutlich nicht so schwer, einige Teller und Schälchen an diese abzugeben. Schliesslich haben sie Kinder; sicher ist da auch schon mal etwas zu Bruch gegangen.

Wie ist das bei Euch so mit dem Geschirr? Habt Ihr auch so viel davon? Oder seid Ihr mit einem kleineren Geschirrset gestartet?

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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