Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Donnerstag

11

August 2016

Zurück aus dem Urlaub

von Elaine, über Hoffnung, Heilsam, Selbstfürsorge

Wir sind zurück. Oh, was war das schön. Ein paar Tage fort von zu Hause. Das Meer. Wunderbare Landschaften. Sonne. Viel Wind. Ein klitzekleines bisschen Regen. Wanderungen entlang der Küste. Gutes Essen. Und Gespräche mit Menschen, die wir nicht kannten. Interessanten, spannenden Menschen.

Wir haben die Sorte Urlaub gemacht, wo man keine Familien mit kleinen Kindern antrifft. Das war nicht beabsichtigt, es hat sich einfach so ergeben. Ich realisiere erst jetzt im Nachhinein, was für ein Segen das war. Die Leute, die wir trafen, waren meist über fünfzig. Einmal wurden wir gefragt, ob wir Karrieretypen seien. Die Frage hat uns verblüfft. Wir antworteten indirekt darauf, indem wir erzählten, was wir beruflich machen. Erst später realisierte ich, dass der Mann durch die Blume fragen wollte, ob wir keine Kinder hätten. Wir verstanden ihn bloss in dem Moment nicht. War vielleicht auch besser so ;-). Nie, kein einziges Mal, wurden wir während dieser Ferien direkt darauf angesprochen, ob wir Kinder hätten. Was für eine Wohltat!

Es waren nicht erholsame Ferien im klassischen Sinn. Wir sind viel herumgereist und nie lange am gleichen Ort geblieben. Das bedeutete viel Auspacken und Wieder-Einpacken. Dafür sahen wir in zehn Tagen sehr verschiedene, wunderschöne Orte. Und wisst Ihr, was das Beste ist? Es war echt.einfach.nur.schön. Da war keine Trauer, keine Wut, kein Hadern mit dem Schicksal, nicht einmal Wehmut. Einmal, als wir der Küste entlang wanderten, sagte ich zu meinem Mann, dass ich glücklich sei damit, wie es ist. In dem Moment war mir bewusst, dass ein solcher Urlaub mit Kindern nicht möglich wäre. Na, theoretisch vielleicht schon, aber praktisch wäre es ziemlich aufwändig. Man müsste sich nach dem Rhythmus der Kinder richten, Windeln und Brei mitnehmen auf die Wanderung. Einen grossen Huckepack tragen, wenn ein Kind noch klein ist. Nein, vermutlich hätten wir mit Kindern diesen Urlaub nicht gemacht.

Wir waren frei zu tun, was wir wollten. Zu essen, wenn uns danach war. Aufzustehen, wann wir wollten. Den Tag zu gestalten, wie es uns gefiel.

Seit dem Abschluss unserer Behandlungen ist dies der allererste Urlaub, den ich wirklich geniessen konnte. Es ging mir gut. Gesundheitlich und emotional. Das war letztes Jahr noch anders. Da half auch der Urlaub nicht.

Ich bin dankbar. Weil ich nun von diesen glücklichen Tagen zehren kann, tief in meinem Innern. Weil sie zeigen, dass ich immer mehr “heil” werde. Es waren Seelentage. Tage von atemberaubender Schönheit. Und Tage der Hoffnung. Eine Auszeit von der kinderzentrierten Gesellschaft. Welch ein Geschenk!

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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