Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Dienstag

3

Juni 2025

Gerade jetzt

von Elaine, über Leben, Atelier, Endometriose

Gerade jetzt…

… ist mein Leben ein wenig wie diese Schnipselbox.

Bruchstücke von diesem und Fetzen von anderem. Ich bin im Atelier, aber mein Kopf ist im Büro. Ich erledige während meiner Atelierzeit Einkäufe für den Geburtstag meines Patenkindes. Schreibe nachts um 23 Uhr Geschäftsmails, weil mir etwas keine Ruhe lässt.

Und dann wieder schreibe ich Morgenseiten im Atelier und denke, dass ich mein Leben irgendwie ordnen muss, Stapel durchsehen will, Gutscheine rechtzeitig einlösen, bevor sie verfallen. Rechnungen sind nie das Problem. Die bezahle ich zu 99.9% rechtzeitig. Aber Gutscheine? Die gehen manchmal unter.

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wie tief steckt das eigentlich in mir drin? Nur in meinen Knochen oder vielleicht doch im Mark?

Ich bin so viel besser geworden darin, gut zu mir zu sein. Mich nicht zu schelten. Nachsicht walten zu lassen. Mein eigenes Wohlergehen auch mal zu priorisieren. Aber manchmal ist es immer noch so, dass die Pflicht vor allem anderen kommt. Und das, was ich für mich machen wollte, am Ende keinen Platz hat.

Am Auffahrtswochenende (letze Woche war der Donnerstag bei uns ein Feiertag) schaffte ich alles, was ich “musste”. Ich jätete im Garten, bis der Grüncontainer voll war, plante die Mahlzeit für unsere Gäste am Samstag, kaufte Lebensmittel, räumte auf, wusch Wäsche, schnippelte und putzte. Ich machte auch Schönes, wie eine Freundin zum Kaffee treffen und ausgiebig mit ihr spazieren gehen. Oder einen Abend mit zwei anderen Freundinnen verbringen bei sehr persönlichen, wohltuenden Gesprächen. Aber eigentlich hatte ich zwei Ausstellungen besuchen wollen, und dafür reichte es dann nicht mehr. Weil wir auch noch den Geburtstag meines anderen Patenkindes feierten, und weil dann plötzlich – zack – die Regel da war. Ein paar Tage zu früh. Okay, na dann. Mal wieder ab aufs Sofa.

Manchmal bin ich frustriert darüber. Weil ich nicht soweit komme, wie ich es möchte. Beide Ausstellungen verpasste. Dann aber bin ich auch wieder stolz auf mich. Weil ich anderes eben doch auch schaffte. Das Abendessen für unsere Freunde kam am Ende gut heraus, obwohl ich eine Stunde davor unter unsäglichen Bauchkrämpfen gelitten hatte.

Dieses Auf und Ab. Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Ich kann mit einem Brett vor dem Kopf aufstehen und den Morgen halb im Nebel verbringen. Um dann am Nachmittag im Atelier vor Glück fast zu vergehen, weil mir die Auslegeordnung auf dem Tisch so gut gefällt ;-).

Wie sagt Elizabeth Gilbert so schön: “Embrace the glorious mess that you are”. Auf Deutsch etwa: “Umarme das glorreiche Durcheinander, das du bist”.

Mitten im Chaos ist vor allem viel Arbeit. Der Broterwerb greift auf die anderen Wochentage über. Noch bis Ende Juni. Dann wird es wieder besser.

Und bei Euch so?

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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