Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Warum schreibe ich hier?

Nebel

Als sich das Ende unserer aktiven Kinderwunschzeit abzeichnete, begann ich im Internet zu recherchieren: Wie erlebten andere Frauen den Abschied vom Kinderwunsch? Wie ging es ihnen damit? Gab es etwas, das ich tun konnte, was das Ganze etwas einfacher machen würde? Denn ich stellte mir den endgültigen Abschied, diesen Schlussstrich unter die Behandlungen, sehr schwer vor. Und doch kam er immer näher. Ich spürte es.

Leider musste ich feststellen, dass es zumindest in deutscher Sprache nicht viel über die ungewollte Kinderlosigkeit gibt, weder im Internet noch in Druckform. Das einzige Buch, das mir passend schien, war damals vergriffen. Ich lieh es mir aus der Bibliothek aus und kopierte Seite für Seite. Über Umwege fand ich dann endlich das “Wonderland” von Belle und Isa, das leider inzwischen nicht mehr existiert. Ich war froh, diese Insel zu finden inmitten eines, wie es mir schien, endlosen Meeres von Schweigen.

Auf Englisch kam ich mit meiner Suche einiges weiter. Ich merkte, dass Frauen auf der ganzen Welt, sei es in England, den Vereinigten Staaten oder auch Neuseeland, seit Jahren zum Thema ungewollter Kinderlosigkeit (auf Englisch “childless not by choice”, abgekürzt CNBC) bloggten. Dass es einige Bücher und sogar geschützte Plattformen gibt, auf denen sich kinderlose Frauen austauschen können. Ein paar davon habe ich in der Rubrik Lesenswert aufgelistet.

Während etwa eineinhalb Jahren las ich hier und da mit, fand Trost und auch Zuversicht in den Erfahrungen anderer Frauen, deren Geschichten wohl teilweise ganz anders waren als meine, mit denen mich aber doch das gleiche Schicksal verband, nämlich ein Leben ohne Kinder. Was ich online las, half mir, wenn ich mir im wirklichen Leben mitten in einer familienorientierten Gesellschaft allein vorkam. Und das gab es oft.

Auch Belle und Isa vom Wonderland erwähnten immer wieder, dass es im deutschsprachigen Raum nicht viele Ressourcen zum Thema Kinderlosigkeit gäbe. Schon damals reifte in mir der Gedanke, dass ich mithelfen wollte, dieses Tabu zu brechen. Irgendwann, wenn ich die Kraft dazu hätte. Dass ich schreiben wollte, damit andere Frauen sich weniger alleine fühlten. So wie mir diejenigen, die vor mir diesen Weg beschritten hatten und darüber schrieben, eine Hilfe gewesen waren.

Da nicht alle von den englischsprachigen Blogs profitieren können, schien es mir am sinnvollsten, einen Blog auf Deutsch aufzusetzen. Für Frauen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weil es hier zu diesem Thema schlicht noch zu wenig gibt.

Mein Ziel ist es nicht, alles schön zu färben. Ich möchte ehrlich sein. Möchte die Dinge aussprechen, über die geschwiegen wird. Auch wenn sie schwer sind. Weil ich denke, dass das am meisten hilft. Mir und allen anderen Frauen, denen es vielleicht ähnlich geht.

Mai 2016 / Foto: Elaine