Sommermögen
von Elaine, über Leben, Selbstfürsorge
Am Ende war er doch recht gut zu mir, dieser Sommer. Während der Juni gerannt war, gequetscht, Körper und Seele ausgewrungen hatte, atmete der Juli. Die Temperaturen sanken auf ein für mich erträglicheres Niveau. Und es war ruhiger. Deutlich ruhiger.
Ich bin kein Sommerkind. Aber wenn es nicht zu heiss ist, weiss ich diese Jahreszeit durchaus zu schätzen. Hier kommt eine Sammlung meines Sommerglücks, bestehend aus vielen kleinen und wenigen grossen Dingen:
Nackte Füsse. Himbeeren, dunkle Johannisbeeren und Stachelbeeren aus dem Garten. Ein Waldspaziergang an einem heissen Tag. Wenn mein Mann das Frühstück zubereitet, währenddem ich dusche. Kühe, die sich am Waldrand ausruhen. Sträusse von Zitronenmelisse, marokkanischer Minze und Frauenmantel, die an den Heizungsrohren trocknen. Ein Feld voller Klatschmohn. Ein dreistündiges Telefonat mit einer Freundin, das mich noch für Tage nährt und trägt. Zarte Erbsen direkt aus dem Beet. Der Duft nach frischem Heu. Und der neue (alte) Wasserkocher, den mein Mann online ersteigerte. Mit Temperaturregler – perfekt für meinen liebsten Jasmin-Grüntee, der 70 Grad benötigt :-).
Der Besuch meines Patenkindes, und wie sehr es sich im Vorfeld darauf freut (“sooooooo fest”!). Dieses Lied, weil es gute Laune macht. Salate in allen Variantionen: Tomaten-Mozzarella, griechischer Salat, Wassermelonen-Feta-Minz-Salat. Und natürlich unser Lieblingssalat. Die allererste Seerose im winzigen Teich, den unsere Vermieterin angelegt hat. Wie gut mir das Schreiben tut. Und das Art Journaling, eine Neuentdeckung. Wie ein Kind male ich Seiten bunt und klebe Erinnerungen ein. Sammle Zitate, die mich ansprechen. Schreibe etwas, wenn ich mag. Unperfekter, intuitiver, weniger verkopft, als wenn ich in mein normales Tagebuch schreibe. Vielleicht ist es genau deswegen so wohltuend?
Wanderungen mit einer Freundin. Berg- und Naturtherapie! Bergblumen, kleine Schmetterlinge, das Gurgeln des Baches. Die Ruhe. Die Nacht im Hospiz auf dem Simplon. Wie wohltuend das einfachere Leben sein kann. Zurück im Tal der erlösende Regen nach den ersten Hitzetagen und zwei Wochen später nochmals, als der Rasen schon gelb ist. Die Amsel, die in der Kletterrose vor der Garage nistet. Zehennägel in Neonpink. Kalter Tee. Die kleinen Kätzchen auf dem Hof einer Bekannten. Ein ruhiges Wochenende, an dem wir lesen, Filme schauen. Und sonst nicht viel. Neue Wohlfühlmusik. Dass eine Frau aus dem Ort mir ihre Schwalbenschwanzraupen vorbeibringt, weil ihr Fenchel kahlgefressen ist. Wie ich mit Zweigen meiner eigenen Fenchelstaude überbrücke und unsere Nachbarin dann die Tierchen in ihre Obhut nimmt, in einem Netzkäfig, wo sie vor Vögeln sicher sind. Und mir später Filme davon schickt, wie sie die Schmetterlinge fliegen lässt. Über ein Dutzend davon! Trotz aller negativer Schlagzeilen eine Erinnerung daran, dass viele Menschen sich für das Gute einsetzen.
Der erste fünfzigste Geburtstag in meinem Umfeld und das Kennenlernen von liebenswerten neuen Menschen. Der Duft des Holunders, der unseren Garten erfüllte. Derjenige der kleinen, leuchtend pinken Rose, die ich aus dem Garten ins Wohnzimmer nahm. Und dieser kleine Film (englisch) am Ende eines übermüdeten Hitzetages. Die Entdeckung eines wunderhübschen Flussbades, zu dem ich sicherlich zurückkehren werde. Sonnenblumenfelder auf dem Weg dort hin.
Dann unser Urlaub an der Ostsee. Spaziergänge und Wanderungen am Strand. Lesen. Schlafen. Lecker essen. Kopf und Seele durchpusten lassen. Eine neue Stadt entdecken. Neues Essen probieren. Und Strawberry Matcha. Exotic Matcha (mit Mangopüree am Boden des Glases). Die Erleichterung, als auf unserer Reise mit den Zügen alles klappt.
Das Glück, sich auf das Zuhause zu freuen. Der Luxus, nach der Heimkehr eine Schale Himbeeren zu ernten und einen leckeren Tee kochen zu können. Wie schön wir es doch haben daheim.
Gerade bin ich sehr dankbar.
Wie war Euer Sommer bisher so?
Foto: Elaine
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