Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Freitag

23

September 2016

Auch ohne Kinder glücklich?

von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Ungewollte Kinderlosigkeit, Medien, Interviews

Auch ohne Kinder glücklich

Heute darf ich Euch auf eine ganz tolle und wirklich hörenswerte Radiosendung hinweisen:

“Abschied vom Kinderwunsch. Auch ohne Kinder glücklich?” ist der Titel der Sendung im Deutschlandfunk , die heute Vormittag ausgestrahlt wurde, unter anderem mit Beteiligung von Franziska Ferber, die wir bereits aus einem Interview und aus ihrem Buch Unsere Glückszahl ist die Zwei kennen, aber auch mit anderen Experten, d.h. einer Familientherapeutin/Ärztin, einem Gynäkologen und einem Urologen/Sexualmediziner.

Gerne lasse ich Euch den Link da, falls Ihr Euch die Sendung anhören möchtet. Ich finde sie ausgezeichnet, weil sie das Thema von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet.

Einige Punkte aus der Sendung möchte ich gerne hier aufgreifen. Vielleicht wollt Ihr die Sendung erst hören, bevor Ihr das Folgende lest:

  1. Nach einem Plan B wurden wir während unserer Behandlungszeit auch nie gefragt. Wie war das bei Euch?

  2. Wie bereits hier beschrieben, wurde auch mir in der Schule nicht beigebracht, wie stark die Fruchtbarkeit mit dem Alter abnimmt. Das erwähnte zum ersten Mal jemand, als ich etwa 31 war - da lagen meine fruchtbarsten Jahre bereits hinter mir. Es ist zu hoffen, dass sich das ändert und junge Frauen dahingehend besser informiert werden.

  3. Was mich zudem sehr angesprochen hat, war der Hinweis, dass früher, ohne die ganzen medizinischen Möglichkeiten, die Kinderlosigkeit als “Schicksal” oder “Gottes Wille” gewissermassen “veräussert” werden konnte. Man konnte sie einer Instanz ausserhalb von sich selbst zuordnen. Das ist heute nicht mehr möglich. Und ich sehe das eigentlich nicht mal als so positiv. Der Druck, der dadurch auf einem Paar lastet, ist nämlich umso grösser. Das Kinder-Kriegen wird zu einer Art Leistung, die es nicht sein kann, niemals sein wird. Es ist ja nicht so, dass es reicht, sich einfach mehr anzustrengen… manches liegt eben einfach ausserhalb unseres Einflussbereiches. Das steht im Widerspruch zu unserem Leistungsdenken und ist daher nicht so leicht zu akzeptieren!

  4. Die Lukrativität der Kinderwunschbehandlung für die Kliniken, die fehlende Aufklärung über teilweise sehr schlechte Erfolgsraten sowie die Sogwirkung der Hoffnung: eine gefährliche Mischung! Tatsächlich wäre eine therapeutische Begleitung sinnvoll. Allerdings muss ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass ich in meiner Behandlungszeit keine weiteren Termine in meinem Kalender hätte unterbringen können - neben meiner Arbeit und den vielen Arztterminen. Für mich war das schon stressig genug. Wie war das bei Euch?

  5. Die Angst vor der Stigmatisierung: ja, die gibt es. Ich kann nur sagen, dass es hilft, den Mund aufzutun und darüber zu reden. Ich verstehe jeden, der dazu nicht die Kraft hat. Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass man sich selbst schützt, wenn man sich anderen öffnet. Ja, man macht sich einerseits verletzlich. Aber andererseits wissen die anderen dann Bescheid und können dadurch überhaupt auch erst Rücksicht nehmen.

  6. Die unendliche Traurigkeit als solche erst einmal stehen lassen. Ja genau. Man kann den Abschied vom Kinderwunsch verarbeiten, kann sich irgendwann die tiefen Fragen stellen und dadurch seine verschiedenen Bedürfnisse und die Motivation hinter dem Kinderwunsch ansehen… aber erst darf die Trauer sein.

  7. Die Kinderwunschzeit als Stillstand: ja, so war es auch bei mir. Und bei Euch?

  8. Sich um verwahrloste, elternlose Kinder kümmern: Nein, Adoption ist nichts, was sich so schnell machen lässt. Zumal in unseren Ländern kaum mehr ungewollte Kinder auf die Welt kommen. Für uns war das genauso wie für Franziska Ferber keine Option (wenn auch möglicherweise aus anderen Gründen).

Einmal mehr vielen Dank an Franziska für die grosse Aufklärungsarbeit, die sie leistet! Und auch an die anderen Gesprächspartner, die - wie ich finde - sehr gute und einfühlsame Worte zu einem schwierigen Thema gefunden haben. Ich freue mich, dass die ungewollte Kinderlosigkeit ein bisschen aus der Tabuzone herauskommt, zumindest bei unserem grossen Nachbarn im Norden ;-)!

Und nun wünsche ich Euch allen ein wunderschönes, erholsames Herbstwochenende!

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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