Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Mittwoch

12

Oktober 2016

Was am Ende bleibt

von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Sinn, Heilsam

In den Sommerferien besichtigten wir unter anderem eine mittelalterliche Burgruine. Es war spannend, über das Leben von vor Jahrhunderten zu lesen und sich vorzustellen, wie es dannzumal ausgesehen haben mochte. Von einer mächtigen Burg steht heute jedoch nicht mehr sehr viel. Das, was steht, tut dies nur dank der lokalen Denkmalpflege. Vom einstigen Zentrum der Macht sind noch ein paar Mauerresten übrig. Was würden die Mächtigen von damals wohl dazu sagen?

Als ich durch den Burggraben schlenderte, zog ich Parallelen zu meinem eigenen Leben. Was bleibt am Ende von mir, wenn ich sterbe? Ich habe keine Kinder, die meine Gene weitergeben, die meine Werte, meine Liebe weitertragen in eine Welt, in der ich nicht mehr bin.

Was wird von mir übrig bleiben? Und muss denn überhaupt etwas von mir zurückbleiben? Reicht es nicht, mein Leben ganz zu leben, voll zu leben, es in seiner Höhe und Tiefe auszukosten, meine Liebe an diejenigen weiterzugeben, die meinen Weg kreuzen oder ein Stück weit teilen, mein Bestes zu geben, dort wo ich bin, jeden Tag zu leben, so wie er kommt? Das, was mir mit auf den Weg mitgegeben wurde, sinnvoll einzusetzen? Reicht es nicht, ein paar liebe Worte, ein paar Funken Verständnis, ein bisschen Rücksichtnahme weiterzugeben und damit zufrieden zu sein?

Ist nicht das, woran sich die Kinder einer Frau erinnern, ihre Liebe? Und ist es nicht das, was ich am Ende zurücklassen möchte: Zeichen der Liebe? Sie mögen nicht die Gestalt eines Kindes tragen, aber sie wären doch da, verteilt unter die vielen Menschen, die mein Leben gestreift haben.

Brauche ich dazu Kinder? Nicht unbedingt. Die Liebe darf einfach sein, sie darf ihr Licht scheinen, um diejenigen, die in ihre Nähe kommen, für eine gewisse Zeit zu erhellen. Mehr ist da nicht. Mehr braucht es nicht.

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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