Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Montag

10

August 2020

Ein langsamer Sommer

von Elaine, über Leben, Frauen ohne Kinder, Vorbilder, Ungewollte Kinderlosigkeit, Weisheit

Okay. Sie kann es offensichtlich nicht lassen. Sagt zwar, sie habe nichts mehr zu berichten, meldet sich aber schon wieder! Tja, hihi. In der Tat bin ich schon wieder da.

Mehrere von Euch schrieben in den Kommentaren zum letzten Blogeintrag, dass Ihr auch in Zukunft hier mitlesen würdet, selbst wenn das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit bei mir inzwischen viel weniger präsent ist. Das ehrt mich sehr. Danke für die positiven Rückmeldungen! Hiermit heisse ich Euch also willkommen zu meinem Sommerrückblick 2020!

In diesem Sommer

  • verbrachten wir einige absichtlich sehr ruhige Wochenenden; die Art meines Mannes, sich neben der Arbeit ein klitzekleines bisschen Ferien zu gönnen.

  • vermisste ich daher manchmal etwas die Sozialkontakte, die man sonst so hat, und gleichzeitig war genau diese Ruhe perfekt für mich. Denn ich war so inspiriert und offen für neue Ideen und Veränderungen wie wohl noch kaum zuvor!

  • genossen wir unseren Garten mehr als in anderen Jahren. Vor allem die lauen Abende waren mit Mückenkerzen und Lampions unter der grossen Trauerweide super gemütlich.

  • beobachteten wir einen jungen Fuchs, der in unserem Garten die zu Boden gefallenen Stachelbeeren frass und sich dabei von uns überhaupt nicht stören liess!

  • stiess ich auf folgendes Zitat von Kea von Garnier, das ich unbedingt mich Euch teilen möchte:

Ein Erfolg ist es nicht, unverwundbar zu sein. Ein Erfolg ist es, unserer Verletzlichkeit die beste Freundin zu sein, die wir im Stande sind zu sein.

  • war ich ausgerechnet an einem der heissesten Tage zum allerersten Mal im Zumba (ich weiss, ich bin eine Spätzünderin!), schwitzte dabei Bäche, hatte aber auch sehr viel Spass und beschloss, dies inskünftig in meinen Wochenplan zu integrieren.

  • ass ich so viele Walliser Aprikosen wie in keinem Sommer zuvor. Mhmhm!

  • verbrachten wir den Nationalfeiertag bzw. den Abend davon spontan mit neuen Bekannten und sassen bis nach Mitternacht draussen, ohne zu frieren. Danach am Sonntag zu müde zu sein, um etwas zu tun, kann auch schön sein. Die Zeit vergeht dann irgendwie langsam. Sobald das Chaos des Vorabends beseitigt war, musste ich ja auch nichts mehr. Nichts zu müssen - ist das nicht der grösste Luxus überhaupt?

  • kochte ich mehrmals diese beiden Salate, am häufigsten aber den Brokkoli-Salat, den ich fix in unser Standardrepetoire aufgenommen habe.

  • mochte ich diesen und diesen Blogeintrag von Ricarda. Mich inspiriert es davon zu erfahren, wie andere Frauen ohne Kinder leben, selbst wenn ich die Gründe dafür nicht kenne.

  • las ich diesen Blogpost von Mali, der mir fünf Jahre nach dem Ende der Behandlungen nochmal ein Licht aufgehen liess. Wenn Ihr kein Englisch könnt, empfehle ich Euch, den Text in ein Online-Übersetzungstool hineinkopieren, zum Beispiel DeepL. Mali erklärt, dass uns die ungewollte Kinderlosigkeit unsere Verletzlichkeit vor Augen führt. Davor war es bei vielen von uns so, dass wir dachten: das passiert mir nicht. Ich weigerte mich lange, überhaupt in diese Richtung zu denken. Was wohl ein gesunder Mechanismus unseres Gehirns ist, weil wir ja nicht in Angst vor igendwelchen Eventualitäten leben wollen. Nur: dann passierte es eben doch. Die Kinder kamen nicht. Und das war schwer. Seither weiss ich, dass ich nicht vor Schicksalsschlägen gefeit bin. Das hat Auswirkungen auf vieles andere. Zum Beispiel bin ich im Kontext von Corona vorsichtiger als manche in meinem Umfeld. Ich schätze, meine Verletzlichkeit und vor allem diejenige meiner Eltern oder unserer pensionierten Nachbarn ist mir einfach bewusster als einigen anderen Menschen. Manchmal komme ich mir dadurch komisch vor, als wäre ich ein Angsthase. Malis Text hilft mir zu verstehen, warum ich vorsichtig bin. Das tut gut. Danke!

  • bin ich via Katharina Appia auf die Geschichte von Christina Diehl aufmerksam geworden. Sehr sehenswert und Mut machend, finde ich!

  • schaute ich die Sendung “Machen Kinder glücklich?". Für alle Nicht-SchweizerInnen unter Euch: man kann deutsche Untertitel einschalten ;-). Achtung: es werden natürlich einige Familien gezeigt und befragt! Ebenso ein Paar, das dank Eizellspende Eltern wurde, aber auch ein Paar, dass trotz Behandlung kinderlos blieb. Zudem kommt Regula Simon zu Wort, die Ihr vermutlich bereits kennt, sowie eine Frau, die bisher bewusst kinderlos geblieben ist. Ich hatte kein Problem damit, diese Sendung zu schauen, aber wenn Euch Neugeborene und Familienszenen (noch) schmerzen, würde ich eher davon abraten. Sie zeigt jedoch, das Kinderhaben nicht unbedingt mit Glück gleichzusetzen ist. Vor allem bei Alleinerziehenden fällt die Glückskurve aus verständlichen Gründen ins Unterirdische. Ich finde es gut, dass dies thematisiert wird, weil sonst die Vorstellung vorherrschend scheint, dass Kinder mit Glück gleichzusetzen sind. Was vielleicht für manche stimmt, für manche aber eben auch nicht.

Der letzte Punkt in dieser Liste zeigt meiner Meinung nach gut, wo ich heute stehe. Denn ich bin mir sehr bewusst, dass ich mir diese Reporter-Sendung noch vor einem Jahr wohl nicht angetan hätte. Heute kann ich sie mir anschauen und alle verschiedenen Meinungen und Lebensentwürfe nebeneinander existieren lassen, ohne dass mich das angreift.

Ganz zum Schluss möchte ich es nicht versäumen, Euch einen brandneuen Blog vorzustellen, nämlich “A Different Life” von TingTing. Er ist auf Englisch, aber mit dem oben erwähnten Online-Übersetzer ist das ja kein Problem ;-).

Und Ihr so?
Wie war Euer Sommer bisher?

Demnächst gibt es hier übrigens einen Blogpost mit Euren Fragen - bis dann!
Eure Elaine

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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